Nacktmulls und Riesenbifis

Hier eine Leseprobe unserer geliebten Kolumnistin Sophie zu einem Organ namens Penis:

Pausenlos bekomme ich Mails von diversen "Kliniken", die mir anbieten, mir meinen Penis auf Hengstmaße verlängern zu lassen. Dass ich gar keinen habe, interessiert diese nervtötendenSpam-Verschicker, die man öffentlich mit faulen Eiern, Schlachtereiabfällen und gebrauchten Kondomen überschütten sollte, überhaupt nicht.

Aber mich interessiert schon seit Langem die manische Beschäftigung von Männern mit ihrem besten Stück. Also wird es Zeit, mal ein offenes Wort über Penisse zu sprechen. Vorweg, damit ihr euch entspannen könnt: Die Zentimeter sind beim Liebesdienst tatsächlich nicht entscheidend. Ist er schlaff, ist er für Frauen sowieso eher zoologisch spannend. So wie ein exotisches Haustier. Frauen wissen meistens sehr wenig über Penisse, und wir starren Männern auch nicht ständig in den Schritt, um keine Sekunde einer möglichen Spontanerektion zu verpassen, die wir ohnehin nicht immer als solche erkennen. Immerhin, die statistischen Fakten kennen wir: Unerigierti st der Penis durchschnittlich sieben bis zehn Zentimeter lang. Hart bringt er es auf zwölf bis 18 Zentimeter. Seit Charlotte Roches Kabarettstück "Penisverletzungen bei Masturbation mit Staubsaugern" wissen wir nun auch, was mann alles mit diesem Freudenspender anfangen kann und wo man ihn besser nicht hineinsteckt.

Auch die Boys der Show „Puppetry of the Penis“, die ihre Geschlechtsteile zu lustigen Dingen verknoten, haben unseren Horizont sicherlich erweitert.Trotzdem kann frau sich nicht vorstellen, wie es sein muss, mit einem Gehänge aus zylinderförmigem Schwellkörpergewebe und schrumpfköpfigen Samenbehältnissen in Truthahnhaut herumzulaufen. Und dann befindet sich das Gemächt auch noch an so einer unpraktischen Stelle. Mir ist bis heute nicht klar, wo Männer das alles in engen Jeans unterbringen. Sitzt man nicht die ganze Zeit darauf? Klemmt man sich nicht ständig Schamhaare oder Vorhaut im Reißverschluss ein? Zum Ausgleich ist aber bei euch der Zugriff leichter. Bis man in einem erregten Moment die Klitoris erreicht hat, dauert es. Während des Autofahrens zu masturbieren, ist echt schwierig, und den Beifahrer zu Oralsex aufzufordern, geradezu aussichtslos. Da seid ihr uns überlegen. An einen Penis kommt man einfach jederzeit ran, ohne orthopädische Spätfolgen befürchten zu müssen. Dafür sieht man ihn und seine diversen Zustände aber auch direkt, wobei wir wieder beim Thema wären. Dass die Länge eine eher untergeordnete Rollespielt, heißt nämlich nicht, dass Frauen nicht eine sehr genaue Vorstellung davon hätten, wie so ein Penis aussehen soll. Es wäre schon schön, wenn er länger wäre als der Sack, der dahinter hängt. Man will ja gefickt werden und nicht verkorkt. 

AUS: SOPHIE ANDRESKY „ECHTE MÄNNER. WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“. © 2008, BY ZWEITAUSENDEINS VERSAND DIENSTE GMBH, WWW.ZWEITAUSENDEINS.DE