Phase 3: entsorgen!

Hier eine Leseprobe unserer geliebten Kolumnistin Sophie zum Thema "Dramen bei der Trennung":

Der Sex war okay. Nur zweimal habe ich dem Typen sagen müssen, dass ich die Klitoris gerne von unten gekitzelt bekomme, und die Verhandlungen, ob das Sperma geschluckt werden muss oder nicht, liefen auch zivilisiert und höflich ab. Er duschte vorher und verkniff sich auch jeden dummen Spruch über Oberschenkeldellen. 

Hinterher hat er sogar freiwillig noch ein bisschen was gesprochen und die romantische Nase-ins-Haar-und-Duft-gelobt-Nummer gegeben. Jetzt schläft er neben mir und schnarcht nicht mal. Trotzdem: Er stört. Ich kenne seinen Nachnamen nicht, der mich nach sexuellem Vollzug genauso wenig interessiert wie seine Zahnarztakte. One-Night-stand-Bekanntschaften sind wie Bela Lugosi als Dracula: Im Halbdunkeln sind sie am attraktivsten, das Gebissenwerden ist mitunter durchaus ekstatisch, aber im ersten Morgenlicht muss er weg. Zurück in seinen Sarg oder wo er sonst zu Hause ist, sonst zerbröselt er vor meinen Augen zu einer halb verrotteten Zombie-Mumie, die man wie den Fluch des Pharaos nie wieder los wird.

Nach Phase 1 (anpeilen) und Phase 2 (abschießen) kommt jetzt also Phase 3: entsorgen. Schnell, effektiv, ohne Gegreine und Diskussion. Gute Erfahrungen habe ich damit gemacht, dem Happy-Hour-Stecher den Ellenbogen in die Seite zu rammen und im Dunkeln panisch zu flüstern: „Vorsicht! Das Terrarium ist offen. Roll dich nicht auf meine Vogelspinnen! Maria und Margot fremdeln gerade etwas!“ Und dann muss man ganz leise flöten und ihm nett erklären, das sei der Paarungslaut und ich müsste sie immerhin wieder einsammeln. 

Sehr schön ist auch die Variante, ihn so lange anzupusten, bis er hinaufdämmert, und dann zu flüstern „Ach, ich bin ja so glücklich. Und Mama wird sich auch freuen, wenn sie dich gleich kennenlernt. Ich habe sofort gewusst, dass du der Richtige bist. Lass uns doch mit ihr zu Opa Werner ins Heim fahren und da frühstücken.“ 

Freundinnen von mir finden meine Trennungs-Inszenierungen allerdings oversized und behaupten, beständiges Pupsen oder Rülpsen im Schlaf, unterbrochen von hohem Gekicher und Gebrabbel mit deutlichem Sabberfaden am Kinn, unterbrochen von gelegentlichen wahnsinnigen Seufzern wie „nicht die Körperöffnungssonden“ oder „pack den Pilz beim Wanst“ würde auch schon den gewünschten Erfolg bringen und einem dazu noch sämtliche Abschiedsfloskeln ersparen. Aber ich finde immer, ein bisschen Fantasie und Humor hat jemand, der mir Orgasmen verschafft hat, verdient.

AUS: SOPHIE ANDRESKY „ECHTE MÄNNER. WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“. © 2008, BY ZWEITAUSENDEINS VERSAND DIENSTE GMBH, WWW.ZWEITAUSENDEINS.DE