Wer Knigge aber auf Manieren reduziert, erreicht damit das Gegenteil von dem, was der Autor ursprünglich beabsichtigt hat“, warnt Kai Oppel, Autor des kürzlich im Verlag C.H.Beck erschienenen Buches „Die Knigge-Kur“. Dabei können Knigges eigentliche Gedanken heute mehr denn je helfen, trotz Beschleunigung, Digitalisierung oder Informationsflut Herr seiner selbst zu bleiben.
„Knigge ist in den vergangenen Jahren fälschlicherweise zurechtgestutzt worden zu einem Werkzeug im Selbstoptimierungsbaukasten“, kritisiert Oppel in seinem Buch. Die auf Benimmregeln reduzierten Weisheiten dienen vielen Menschen nur noch, um im Berufs- und Privatleben eine gute Figur zu machen. „Es ging Knigge jedoch nicht darum, sich durch einen guten Eindruck Wettbewerbsvorteile zu sichern, um noch schneller Karriere zu machen“, erklärt Oppel. Stattdessen handelt es sich beim Ursprungswerk „Umgang mit Menschen“ vor allem um eine zu Zeiten der Aufklärung entstandene Schrift.
Vor diesem Hintergrund zeigt die Neuerscheinung „Die Knigge-Kur“, wie der Mensch trotz Ökonomisierungswahn gerade Dank Knigge mündig und selbstbestimmt bleibt. Beispiel Smartphone-Nutzung: Wer Knigge falsch versteht, kümmert sich lediglich darum, den richtigen Klingelton zu wählen oder beim Schreiben einer mobilen Textnachricht keine Rechtschreibfehler zu machen. Der wahre Knigge allerdings hätte grundsätzlich die Abhängigkeit von einem Gerät, das Abstellen des eigenen Denkens und die Überwachung durch die anfallenden Daten kritisiert...