TEXT: MARTIN TROCKNER
Ich mag Tiere. Tiere sind in Ordnung. Ich mag sie tot auf dem Teller, im Zoo hinter Gitter oder 6-fach verstärktem Panzerglas oder im Fernsehen. Tiere sind der lebende oder tote (beim Essen) Beweis dafür, dass der Mensch über diesen Planeten herrscht.
Dies ist - wenn man so will - ein universelles Gesetz. Und natürlich hält diese Art von Gesetzgebung nur so lange vor, bis eine andere Spezies die Herrschaft übernimmt. Anders ausgedrückt: Wenn Frauen das Sagen haben, kommt mal wieder alles anders. In meinem Fall heißt das: Die Freundin hat beschlossen, dass "wir" eine Katze brauchen. Ich war dagegen. Ich wollte einen 60-Zoll-Plasmafernseher und kein Ding, das haart und sich die Eier lecken kann.
Und auf meine Frage, warum "wir" eine Katze brauchen, bekam ich als Antwort nur: „weil“. Ich hatte keine Chance und leider auch keine Katzenhaarallergie. Das Tier war schneller in unserer Wohnung und zerkratzte meine Ledercouch, als ich die Worte „an der Tanke aussetzen“ sagen konnte. Seitdem führen wir eine Beziehung zu dritt - und das ist tatsächlich nur in Pornofilmen eine akzeptable Ausgangslage. Denn bei mir zu Hause gibt es nun folgende Hierarchiestruktur: an erster Stelle die Freundin, dann der Kater und dann ich. Und genau in dieser Reihenfolge wird in unserem Haushalt auch die Liebe verteilt. Heißt: Ich komme zuletzt und beim Sex schon gleich gar nicht mehr.
Es ist eine ungemein demütigende Erfahrung, dass die eigene Partnerin jemanden bevorzugt, der nachts in eine mit Sand gefüllte Plastikwanne kackt. Dafür - so hat es mir meine Freundin erklärt - hat die Katze etwas, das mir offensichtlich fehlt; nämlich Persönlichkeit. Das ist natürlich Quatsch. Ich habe Persönlichkeit. Und was kann ich dafür, dass mir Geld wichtiger ist als Liebe? Hat sich im Puff noch nie jemand beschwert darüber.