Neulich, als ich mir einen alten Bela-Lugosi-Horrorfilm reinzog, hatte ich plötzlich eine Vision: Der Untote, der da mit steinerner, Make-up-bröckelnder Miene und schwarzem, wehenden Zorro-Umhang hinter der blumenbekränzten, panisch schreienden und wild gestikulierenden Maid herstolperte, als hätte er Blei an den Füßen und den Wurm im Gelenk, den kannte ich! Rolf Eden, Berlins Warangesicht, Ex-Diskothekenbesitzer, Ex-Playboy, Ex-Beau.
Und früher wie heute, seit er sich erstmals aus der Gruft buddelte, hat sich offenbar nichts geändert: Seine Miezen sind immer noch gefühlte 130 Jahre frischer als er, und sie werden immer jünger. Vom Lätzchen zum Mätzchen vom Rolf. Warum er das toll findet, kann ich gut verstehen, und ich würde nie verlangen, dass er sie aufgibt, die fohlenbeinigen Mädelchen, die ihn für einen Promi halten, weil er einen weißen Anzug trägt und öfters in Talkshows herumsitzt. Sein Interesse ist mir völlig klar, denn wenn ich mich schon jeden Abend einfrieren und morgens wieder auftauen lassen muss, dann habe ich es auch lieber, mich sieht zuerst eine junge, knackige Krankenschwester an, in deren Halsschlagader ich meine dritten Zähne schlagen kann, um mir den Lebenssaft für den kommendenTag zu saugen.
Wenn ich den Hauch vergangener Jahrhunderte sehen will, kann ich mir ja auch „Die Mumie“ auf DVD ausleihen. Diese Krankenschwestern, die den rüstigen Senior so liebevoll umsorgen, nennt er übrigens „Assistentinnen“, das klingt charmanter als Zivi. Für ihn ist diese Verbindung also reiner Vampirismus, die Jugend ausschlürfen, ein Herz fühlen, das ohne Schrittmacher schlägt, über Beine streichen, die ohne Stützstrümpfe glatt sind. Aber warum, oh Herrin, tut sie es?
Warum hängen sich blutjunge Frauen alten Männern an den Hals? Natürlich ist Geld eine schöne Sache, und wenn man es im Dienstleistungssektor verdienen möchte: bitte. Meine Körperwärme gegen deine Kreditkarte bedeutet ein klares Tauschgeschäft. Ich frage mich dann immer, wie dieser Seniorenstift-Sex wohl so aussieht. Treibt man es da auf Saugunterlagen? Sie hat als unbedarftes Mäuselchen keine Ahnung, wie das Ganze funktioniert, er weiß es zwar (falls er sich noch erinnert), kann sich wegen akuter Arthritis aber nicht mehr in die nötige Position hieven. All die Hasen, die mit Hugh Hefner auf seiner großen Farm leben, ihn Darling nennen und ihm auf Kommando von MTV die Zunge ins Ohr stecken oder das Röckchen lüften, erwarten die wirklich nicht mehr vom Leben und vom Mann, als dass er ihnen die Miete und ein ganzseitiges Foto im nächsten Playboy beschafft?
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AUS: SOPHIE ANDRESKY „ECHTE MÄNNER. WAS FRAUEN WIRKLICH WOLLEN“. © 2008, BY ZWEITAUSENDEINS VERSAND DIENSTE GMBH, WWW.ZWEITAUSENDEINS.DE