61 Prozent der Beschäftigten befürchten in der Studie aus dem vergangenen Jahr, an Überlastung zu erkranken – ein Anstieg von elf Prozent im Vergleich zu 2018.[1] Dabei sind manche Menschen aber tatsächlich anfälliger für die Stresskrankheit als andere. Sowohl äußere Faktoren als auch genetische Veranlagungen sind dafür entscheidend. Ganze 15 Prozent der Bevölkerung haben ein langsameres Stressresistenz-Gen als andere. Während die große Mehrheit Druck gut aushalten kann, fühlen diese Menschen sich deutlich schneller überfordert. Eine genetische Analyse kann wertvolle Einblicke in die eigene Veranlagung bieten. So wird festgestellt, ob jemand eher zur Gruppe der belastungsresistenten oder der stressempfindlichen Menschen gehört. Dieses Wissen ermöglicht eine gezielte Prävention und zeigt individuelle Maßnahmen zur Stressbewältigung auf. Dr. Daniel Wallerstorfer, Molekularbiologe und Gründer des Biotechnologie-Unternehmens Novogenia, erklärt, warum Burnout nicht nur im Kopf, sondern auch in den Erbanlagen sitzt.
Gen-Experte deckt auf: Burnout wird uns in die Wiege gelegt
Berlin, 28.10.2024 Laut einer Studie hat die Angst vor einem Burnout bei Beschäftigten in Deutschland zugenommen. 21 Prozent der Befragten stufen ihr persönliches Risiko als „hoch“ ein. Dabei fällt auf, dass Menschen unterschiedlich auf Belastungen reagieren: Während manche bereits bei geringer Beanspruchung Burnout-gefährdet sind, können andere selbst unter extremen Anforderungen über lange Zeiträume hinweg arbeiten, ohne Symptome zu zeigen. Wenig bekannt ist, dass diese Unterschiede auch genetische Ursachen haben können. Laut Dr. Daniel Wallerstorfer, Molekularbiologe und Gründer des Biotechnologieunternehmens Novogenia, spielt das COMT-Gen hier eine entscheidende Rolle. „Dieses Gen beeinflusst, wie schnell Dopamin, das Signalmolekül für Erregung, im Gehirn abgebaut wird“, weiß Dr. Wallerstorfer und erläutert: „Menschen mit einer schnelleren Variante des Gens haben ein geringeres Risiko, an Burnout zu erkranken, da ihr Gehirn Dopamin effizienter abbaut. Bei Menschen mit der langsameren Variante bleibt das Gehirn länger in einem Erregungszustand. Das kann zu besserer Konzentration und einem intensiveren Erleben positiver Situationen führen, erhöht aber auch das Risiko für Überlastung und Burnout, wenn erneut Stress auftritt.“ Das Wissen um die eigene genetische Veranlagung kann helfen, das persönliche Burnout-Risiko zu senken. Mit gezielter Ernährung und einem angepassten Lebensstil lassen sich diese genetischen Nachteile großteils ausgleichen. Menschen, die das herausfinden wollen, können mithilfe der Analyse von Novogenia maßgeschneiderte Ernährungs- und Fitnesspläne erstellen lassen, die auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt sind.
Burnout kann jeden treffen – aber nicht jeder ist gleich gefährdet
Es ist Zustand totaler Erschöpfung, der mit Müdigkeit, Überforderung, Lustlosigkeit und körperlichen Beschwerden einhergeht. Prinzipiell kann es jeden treffen, da Burnout dann eintritt, wenn die persönliche Belastungsgrenze überschritten wird. Das ist oft von äußeren Faktoren abhängig, auf die wir keinen Einfluss haben – der Boss, die Kinder, die Familie. Äußere Faktoren wie Arbeitsbelastung und fehlende Unterstützung erhöhen das Risiko für Burnout zusätzlich, während innere Faktoren wie Persönlichkeitsmerkmale und genetische Veranlagungen beeinflussen, wie empfindlich jemand auf Stress reagiert. Zu den inneren Faktoren gehören Überengagement, Perfektionismus und hohe Ansprüche an sich selbst. Solche Persönlichkeitsmerkmale können dazu führen, dass Betroffene Schwierigkeiten haben, ihre eigenen Grenzen zu erkennen und zu respektieren. „Nur wenige Menschen wissen, dass genetische Faktoren eine wichtige Rolle spielen und die Stressresistenz eines Menschen beeinflussen, was das Risiko für emotionale Erschöpfung weiter steigern kann“, erklärt der Molekularbiologe. „In Kombination können diese Faktoren eine gefährliche Situation schaffen, in der das Burnout-Risiko signifikant steigt“, warnt der Experte.
Das COMT-Gen als Schlüssel zur Stressresistenz – Warum Druck der Mehrheit guttut
„85 Prozent der Menschen besitzen mindestens eine schnelle Variante des COMT-Gens. Diese Personen bauen Dopamin schneller ab und sind in Drucksituationen oft widerstandsfähiger“, erklärt Dr. Wallerstorfer und präzisiert: „Personen mit dieser Variante können Stress besser bewältigen und bleiben auch in stressigen Situationen leistungsfähig. Jene mit der langsameren Variante reagieren intensiver auf Stress, was zu schnellerer Erschöpfung und geringerer Belastbarkeit im Alltag führt.“ Zudem erleben Menschen mit der schnellen Variante positive Momente weniger intensiv, was sie nicht so sehr anfällig für Suchtverhalten macht. „Etwa 15 Prozent haben jedoch die langsamere Variante des Gens. Bei ihnen dauert es länger, Dopamin abzubauen, was zu einer höheren grunderregung des Gehirns führt“, so Dr. Wallerstorfer. Während sie Belohnungen und positive Erlebnisse also intensiver wahrnehmen, sind sie gleichzeitig belastungsempfindlicher und haben ein erhöhtes Risiko für Burnout. „Der überschüssige Dopaminspiegel kann in stressigen Situationen überfordern und zu emotionaler Erschöpfung führen“, erklärt Wallerstorfer weiter.
Genanalysen als Frühwarnsystem gegen Burnout
DNA-Analysen können nicht nur helfen, das Burnout-Risiko zu mindern, sondern bieten auch ein Frühwarnsystem für all diejenigen, die genetisch bedingt anfälliger sind. „Gerade für Personen mit einer genetischen Veranlagung für Stress und Burnout ist es wichtig, frühzeitig Bescheid zu wissen“, erklärt Dr. Wallerstorfer. Die Betroffenen müssen häufiger präventive Maßnahmen ergreifen, da sie bei hoher Belastung schneller an ihre Grenzen stoßen. Gentests können wissenschaftlich gestützte Informationen liefern, anhand derer dann abgeleitete Handlungsempfehlungen gegeben werden können, um rechtzeitig gegenzusteuern. Diese beinhalten dann gezielte Stressreduktionstechniken wie Atemübungen, regelmäßige körperliche Aktivität oder mentale Gesundheitsprogramme. Der Vorteil einer frühzeitigen Analyse liegt darin, präventiv Maßnahmen zu ergreifen, bevor es zu ernsthaften Erschöpfungssymptomen kommt. Wer frühzeitig von seiner genetischen Anfälligkeit weiß, kann mit individuellen Ernährungs- und Fitnessplänen, sowie dem Setzen realistischer Ziele, seine Belastungsgrenze erhöhen. „Das Wissen über die eigene Veranlagung ist entscheidend, um langfristig gesünder und stressresistenter zu werden“, betont Dr. Wallerstorfer. So können genetisch gefährdete Personen gezielt gegensteuern und ein Burnout oft verhindern, bevor es zu spät ist.
Quelle: Novogenia
[1] https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/gesellschaft/sorge-vor-burnout-waechst-100.html