Vor drei Jahrzehnten trugen die wenigsten Fahrer bei der Tour de France eine Sonnenbrille. Manche trugen Fliegerbrillen oder andere herkömmliche Modelle, doch diese waren kaum mehr als ein modisches Statement. Die Fahrer sahen damit vielleicht gut aus, aber gut sehen konnte man mit diesen Brillen nicht - von der Stoßfestigkeit ganz zu schweigen.
Als Bernard Hinault bei der Tour de France 1985 stürzte, trug er aufgrund seiner herkömmlichen Sonnenbrille sogar schlimmere Verletzungen davon. Zwei blaue Augen, eine gebrochene Nase und Schnittwunden durch den Rahmen kosteten ihn beinahe den Sieg. Sonnenbrillen galten allgemein als etwas, mit dem man helles Sonnenlicht dämpfen und vielleicht noch etwas Windschutz erreichen konnte. Radfahrer der alten Schule scheuten sich, etwas zu tragen, das gegen die Gepflogenheiten ihrer sehr traditionsbewussten Sportart verstieß.
Konzepte wie optimierte Sicht und besserer Schutz wurden nicht einmal in Betracht gezogen - bis der Gründer von Oakley mit der Eyeshades die erste echte Sportbrille der Welt präsentierte. „Wenn du etwas erreichen willst, sei mutig und probiere es einfach, aber tue etwas Sinnvolles.“ Dies war das Motto des Gründers von Oakley, Jim Jannard. Seine Erfolgsphilosophie war einfach: „Man muss daran glauben, was man tut, und versuchen, es besser zu machen, als irgendjemand es für möglich gehalten hätte.“
Der erste Erfolg des verrückten Erfinders entstand in seiner Garage. Dort entwickelte er einen Handgriff für Motocross-Motorräder aus einem einzigartigen Material namens „Unobtainium“, das für besseren Halt sorgt, wenn es in Kontakt mit Feuchtigkeit kommt. Darauf folgten ein radikal neues Goggle-Modell mit einer zylindrischen Scheibenform und der Plan, die Sonnenbrille komplett neu zu erfinden. Jim Jannard nutzte Unobtainium, um Brillen zu schaffen, die auch bei Transpiration einen sicheren Sitz gewährleisten. Außerdem übernahm er die Scheibenform seiner Goggle, um unerreichte optische Präzision zu ermöglichen und die Sicht in den Randbereichen zu erweitern. Für das Scheibenmaterial wählte er die Formel „Plutonite“. Dieser optisch reine Kunststoff ist leicht, verbessert die Stoßfestigkeit und filtert 100 % aller UV-Strahlen. Die neuartige Sonnenbrille kam 1984 auf den Markt. Sie hieß zunächst Oakley „Lights“ und „Factory Pilots“, wurde dann jedoch als „Eyeshades“ bekannt.
Ein junger Radfahrer aus den USA, Greg LeMond, war einer der Ersten, die die neue Sonnenbrille im Wettkampf trugen. Die Technologie war ebenso revolutionär wie das Design und in den 80er- Jahren fiel man damit ganz schön aus dem Rahmen. Es dauerte seine Zeit, bis sich das Konzept einer Sonnenbrille als Sportausrüstung bei den traditionell eingestellten Radsportlern durchsetzte.
Als LeMond bei der Tour de France 1985 den zweiten Platz in der Gesamtwertung belegte (und den ersten Platz in der Kombinationswertung), profitierte er von der optischen Genauigkeit sowie dem Schutz und Komfort der Eyeshades. Für Oakley begann damit eine neue, noch ambitioniertere Phase. Athleten wie Andy Hampsten (Radprofi), Glen Plake (Freestyle Skifahrer), Gary Elkerton (Surfer) und Scott Tinley (Triathlet + Ironman) schworen auf die neue Sonnenbrille. Aus einem herkömmlichen Accessoire war ein unentbehrlicher Ausrüstungsgegenstand geworden.
Nun wird diese stolze Tradition mit einer Retrokollektion gefeiert. Bei der Oakley Heritage Collection geht es allerdings nicht nur darum, alte Modelle neu aufzulegen und dem Trend zu klassischen Designs zu folgen, sie will den Bogen bis hin zu modernen Sportbrillen, wie der RadarLock, schlagen, die es ohne die Vorfahren nie gegeben hätte.