Im neuen Ferrari Four auf den Spuren der Beatles

Das Angebot der „Journey of Sound“ ist äußerst verlockend. Drei Tage lang im neuen Ferrari Four auf den musikalischen Spuren der Beatles durch England reisen und Musikgeschichte sowie aktuelle Künstler live erleben.

Eingeladen haben die Sportwagenschmiede aus Maranello und der Audio-Spezialist JBL. So weit, so durchschaubar werblich. Aber das Angebot ist definitiv zu gut, um es auszuschlagen. Auch ohne Pferdekopf auf meinem Bett sage ich zu.  

Der Bolide aus Modena bietet als erster roter Renner vier Sitzplätze und Vierradantrieb. Gut möglich, das sich auch die Beatles aka „Fab Four“ das „FF“ Auto gegönnt hätten, aber ehrlich gesagt ist mir der tiefere Sinn der Verbindung von Beatles und Ferrari egal. Drei Tage. Ferrari fahren. Musik erleben. Manchmal beneide ich mich beinahe selber um meinen Job …

La vita è bella!  

In der Wiege des Beat   Noch schnell den Chefredakteur von der Notwendigkeit dieser Reportage überzeugen, Reisepass auf Gültigkeit checken, das Formular für die Testfahrt unterschreiben (Ich muss Strafzettel selbst bezahlen???) und ab zum Flughafen. Nach der Landung in Liverpool ging es direkt zum Cavern Club, der ersten Station der Journey of Sound.  

Bereits beim Betreten der legendären heiligen Hallen der Beat-Musik glaubt man beinahe wieder den längst verschwundenen Mix von Rauch, Schweiß und Bier aus der Anfangszeit der wilden 60er zu spüren.  Es stellt sich ein Gefühl von Ehrfurcht ein. Egal, dass der Laden nach dem Bau einer U-Bahn neu errichtet wurde. In den nackten Fugen der teilweise noch vorhandenen Original-Ziegelmauer hängen vermutlich noch DNA-Reste aller britischen und vieler amerikanischer Musiklegenden. Ist schon beeindruckend, genau vor der Bühne zu stehen, auf der am 9. Februar 1961 eine 5-Mann-Band namens „Beatles“ in der Besetzung John Lennon, Paul McCartney, George Harrison, Stuart Sutcliffe und Pete Best ihren ersten Auftritt hatte. Bei den meisten der insgesamt 292 Auftritte der Pilzköpfe waren dann später bekanntlich Sutcliffe und Best nicht mehr Teil der Band, sondern ein viel versprechender Drummer namens Ringo Starr. Tja, und ein gutes halbes Jahrhundert später stehe ich mit einem ganzen Kellergewölbe voller Fans vor genau dieser Bühne und warte auf die Auftritte heutiger Stars und Newcomer wie Kate Nash, Jonas and The Massive Attraction, Jamie N Commons and Natalie McCool. Die vier Live Acts bringen mit ihren Gigs den Cavern Club zum Kochen und sorgen mit der Kombination aus eigenen Hits und einigen Beatles-Klassikern für ein rundum begeisterndes Musikerlebnis, das mit Sicherheit auch den Fab Four gefallen hätte. Nach dem Konzert dann der eher hastige Aufbruch in Richtung Hotelbett - schließlich geht es morgen hinters Lenkrad!  

 

Mit Vollgas durchs Vereinigte Königreich  

Nach einer vor Vorfreude leicht unruhigen Nacht und einem schnellen Frühstück stehe ich dann zusammen mit einigen anderen Journalisten endlich vor meinem fahrbaren Untersatz der nächsten Tage. Schwer zu sagen, wer aufgeregter ist - ich oder mein schreibender Kollege auf dem Beifahrersitz. Doch auf dessen Nerven kann ich erstmal keine Rücksicht mehr nehmen, da ich mich komplett auf die ungewohnte Kombination aus Linksverkehr und Rechtslenker konzentrieren muss. Irgendwie kommen wir heil aus der Stadt raus und auf die Autobahn. Und dann ist die Verkehrsführung egal - Überholspuren funktionieren überall gleich. Während der Fahrt wird auch schnell klar, dass der Motorensound des FF mächtige Konkurrenz im Innenraum hat. Die JBL Pro-Soundanlage liefert Surround-Sound vom Feinsten und macht es einem schwer, sich zwischen der Musik aus den Boxen und der aus dem Motorraum zu entscheiden. Ein für mich passabler Kompromiss besteht darin, sich von der Beschleunigung und den Bassvibrationen der Anlage gleichermaßen in die Sportsitze drücken zu lassen.  

In den heiligen Hallen eines Ferraristi  

Unser Tiefflug nach London wird allerdings von der Journey of Sound Reiseplanung unterbrochen und wir steuern Rendcomb Airfield an. Auf dem alten Militärflughafen treffen wir uns mit dem ehemaligen Pink Floyd Drummer Nick Mason. Der Grund für unseren Zwischenstopp mitten im englischen Nirgendwo (von Rendcomb könnte die Inspiration für das legendäre „Dark Side of the Moon“ Album der Brit-Rocker stammen) ist allerdings nicht nur Nicks beeindruckender musikalischer Anekdotenschatz, sondern auch seine nicht minder beeindruckende Sportwagensammlung. Da ihm sein Leben als Rocklegende offenbar nicht schnell genug war, begann er vor ein paar Jahrzehnten parallel zur Musik eine zweite Laufbahn als Rennfahrer und Automobilsammler. Abgesehen von der technischen Faszination und dem angenehmen Geruch von Leder vermischt mit einem Hauch Motorenöl ist auch der Sachwert der zahlreichen Boliden der Sammlung äußerst bemerkenswert. Der Ferrari 250 GTO, vor dem ich in Nicks Halle stehe, ist eines der teuersten je gehandelten Autos der Welt. Der letzte Verkauf eines solchen Wagens brachte 2012 seinem Vorbesitzer satte 35 Millionen US-Dollar ein. Nach einigen faszinierenden Stunden mit Nick Mason und seinen Autos steigen wir wieder in unseren vergleichsweise zum Schnäppchenpreis erhältlichen FF und cruisen mit bullerndem Motor und wummernden Bässen weiter nach London, wo wir am Abend leider schon wieder unsere lieb gewonnenen Renner beim Ferrari-Vertragshändler abgeben müssen.  

Aller Abschied ist schwer  

Am nächsten Tag betreten wir ein weiteres Mal musikalisch geweihten Boden. Die AIR Lyndhurst Studios wurden bereits 1965 vom damaligen Beatles-Produzenten George Martin gegründet und sind bis heute eine große Nummer im internationalen Musikgeschäft. Beim Betreten werden wir von Grammy-Preisträger und Produzentenlegende Steve Levine begrüßt, der unter anderem mit den Beach Boys, Culture Club, Gary Moore, Ziggy Marley und Stevie Wonder arbeitete. Nach einer kurzen Studiotour setze ich mich neben den Meister ins Tonstudio und erlebe live, wie die Jungs und Mädels vom gestrigen Cavern Club Konzert zusammen einige Songs einspielen. Coole Sache, aber gleichzeitig auch schade, da mit dem Ende der Aufnahmen auch das Ende der Journey of Sound naht.   Auch wenn ich eigentlich nicht gehen will, sitze ich - schneller als mir lieb ist - im Taxi zum Flughafen, im Flieger, an meinem Schreibtisch. Drei Tage Vollgas mit legendärer Technik, legendärer Musik, legendären Orten und lebenden Legenden sind wie ein Wimpernschlag vorbei gegangen. Aber noch bin ich nicht ganz in der Redaktion angekommen, hallen die Beats, Bässe und Vibrationen in mir nach … „for the Journey never ends“.